Alles war schön und nichts tat weh
Die Musik von Casper begleitet mich bereits seit über einer Dekade und entweder ‘XOXO’ oder ‘Hinterland’ stände sicherlich auf der Liste meiner Alben für die einsame Insel. Auch, weil sich auf beiden Platten Titel finden, die ich extrem stark mit prägenden Phasen oder einschneidenden Situationen meines Lebens verbinde.
Die letzten beiden Alben ‘Lang Lebe der Tod’ und ‘1982’ (zusammen mit Marteria) haben mich dann emotional irgendwie nicht mehr ganz so ‘erwischt’, obwohl beide durchaus Lieder enthalten, die ich ebenfalls sehr gerne mag.
Fünf Jahre nach seinem letzten Soloalbum hat der Bielefelder vergangene Woche endlich sein neues Werk mit einem toll inszenierten Livestream veröffentlicht und mit jeder Rotation gefällt mir ‘Alles war schön und nichts tat weh‘ ein bisschen besser. Melancholie. Adrenalin. Euphorie. Gänsehaut. Schade lediglich, dass das insgesamt eher düstere Album für mich gedanklich zukünftig unweigerlich mit dem aktuellen Wahnsinn in der Ukraine verknüpft sein wird —nicht zuletzt auch Dank des dramatischen Song ‘Billie Jo‘, der von einem heimgekehrten Soldaten mit PTSD erzählt oder der fatalistisch anmutenden Hook von ‘Zwiebel & Mett (Die Vergessenen PT 3)’.
Andererseits liefert mir Casper –wie schon seinerzeit mit XOXO– nicht einfach nur den Soundtrack für meinen Alltag, sondern auch ein Refugium, eine kleine Rettungskapsel in die ich mich zurückziehen kann, wenn das Gewicht der Nachrichten und Bilder zu groß wird.

© Casper (via YouTube)
Ich hab’ heute wieder dran gedacht /
Dass ich mir zu viel Gedanken mach’ /
Dunkle Nächte, lange wach /
Wann hört es auf, wo fang’ ich an? /
Ging so schnell, da fühlt sich letztes Jahr wie gestern an /
So viel Schlechtes, dass ich ‘s Beste fast vergessen hab’ /
Hoff‘, mein letzter Satz, wenn ‘s Ende naht und ich dann geh /
Alles war schön und nichts tat weh